Unsere Nachmittagsfilme im Juni
In unserer Nachmittagsfilmreihe wollen wir verschiedene Facetten des alltäglichen Lebens und des politischen Systems der DDR beleuchten und diskutieren. Dazu zeigen wir Dokumentationen der Bundesstiftung Aufarbeitung, die unterschiedliche Themenkomplexe und historische Ereignisse rekonstruieren und verschiedene Perspektiven zu Wort kommen lassen.
Der Eintritt ist kostenfrei und der Zugang barrierefrei.
Veranstaltungsort ist die Denkmalwerkstatt der Stiftung Friedliche Revolution: Hansahaus, Grimmaische Straße 13-15, 04109 Leipzig
„Ulbrichts Wirtschaftswunder – Wie die DDR den Westen überholen wollte“
4. Juni, 16:00 Uhr
von Thomas Eichberg, 2017, 45 Minuten
„Überholen ohne einzuholen“ – dieses von Walter Ulbricht aus dem Jahre 1969 proklamierte Ziel der Wirtschafts- und Sozialpolitik der DDR sollte die vermeintliche Überlegenheit des Sozialismus durch wirtschaftliche Erfolge deutlich machen. Die filmische Dokumentation „Ulbrichts Wirtschaftswunder – Wie die DDR den Westen überholen wollte“ von Thomas Eichberg geht der Frage nach, wie die Verantwortlichen in der DDR in den 1960er Jahren glaubten, dieses Ziel erreichen zu können. Damit erzählt der von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur geförderte Film ein fast vergessenes Stück realpolitischer Wirtschaftsgeschichte.
„Auslandskader – Botschafter des Sozialismus“
11. Juni, 16:00 Uhr
von Sabine Michel, 2018, 44 Minuten
Auslandskader waren meist Lehrer, Ärzte und Ingenieure, die sich in der Regel für jeweils drei Jahre Aufenthalt in den Ländern der Dritten Welt verpflichteten, um hier an Schulen und Universitäten zu lehren, ganze Industrieanlagen aufzubauen, Land- und Kommunikationstechnik einzuführen oder Krankenhäuser zu betreiben. Sie waren eine privilegierte Minderheit, die sich einem entsprechend strengen Auswahlverfahren stellen musste. Aus dem geschlossenen System DDR kommend, sollten sie, gemeinsam mit ihren Familien, in den Zeiten des Kalten Krieges neben der praktischen Entwicklungshilfe vor allem die Idee des Sozialismus in die Welt tragen.
Für die Dokumentation befragt Sabine Michel ihren Vater, der selbst dazu gehörte, und weitere Auslandskader nach ihren Erinnerungen. Mit bewegendem Archivmaterial erzählt sie von sehr unterschiedlichen Auslandseinsätzen und dem Spannungsfeld von Außen- und Innenpolitik der DDR.
„Mit dem Cadillac durch die Mauer. Fluchthelfer im Kalten Krieg“
25. Juni, 16:00 Uhr
von Hans Sparschuh und Rainer Burmeister, 2015, 45 Minuten
Bis zum Ende der DDR diffamieren die SED-Medien Fluchthilfeorganisationen als „kriminelle Schleuserbanden“. Fluchthilfe gilt als „Staatsfeindlicher Menschenhandel“. Dieses Propagandaklischee übernehmen zum Teil auch Medien im Westen. Wurden nach dem Mauerbau gelungene Fluchten noch offen mit Sympathie bedacht, passten organisierte Fluchten aus der DDR ab Ende der 60er-Jahre nicht mehr in die Politik des „Wandels durch Annäherung“.
Auch die zunehmende Kommerzialisierung und in Teilen Kriminalisierung der Fluchthilfe nach den deutsch-deutschen Verträgen Anfang der 70er-Jahre bis zum Ende der DDR trugen zur Verdrängung bei. Anhand von ungewöhnlichen Lebenswegen soll den Beweggründen von Fluchthilfe an der Grenze zu Berlin-West, an der ehemaligen innerdeutschen Grenze oder an anderen Grenzen des Eisernen Vorhangs nachgegangen werden.
Den Autoren Hans Sparschuh und Rainer Burmeister geht es in ihrer Dokumentation um die ideellen Motivationen des Handelns in Zeiten des Kalten Krieges, um Zivilcourage und Freiheitswillen.
Aufführung in Kooperation mit der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur